Das Konzept nach Emmi Pikler

Dr. Emmi Pikler wurde 1902 in Wien geboren. Sie war Kinderärztin und als solche von 1936 -1946 als Familienärztin in Budapest tätig.
Im nachfolgenden werden wir den kind- und bindungszentrierten pädagogischen Ansatz kurz beschreiben. Die Ausführungen über zentralen Aspekte der Pädagogik (die im Grunde eher einer Haltung gegenüber und von dem Kind gleicht, als einer „rezeptierten anwendbaren pädagogischen Methode) sowie der Rolle der betreuenden Fachkräfte stellen nur einen kleinen Abriss dar – gerne können Sie mit uns ins Gespräch gehen, wie genau wir den Ansatz in unserem Alltag einbringen oder welche weiteren Inhalte diese Pädagogik ausmachen.
Unter anderem deshalb, weil die Pikler Pädagogik konkret auf unsere Zielgruppe im Alter von 0 – 3 Jahren ausgerichtet ist, haben wir uns für die Großtagespflege für die Orientierung hieran entschieden. Die erhobenen Forschungen von Emmi Pikler benötigen keiner weiteren Interpretation oder Umwandlung auf das Zielgruppenalter sondern sind qualitativ hochwertig und direkt umsetzbar in einer Großtagespflegestelle.

Pikler vertrat die Meinung, dass man bereits von Geburt an mit (seinem) Säugling aktiv in eine Kommunikation/Interaktion treten kann und eine Beziehung auf Augenhöhe geführt werden sollte.
Eines der Probleme, welchen Eltern oftmals ausgesetzt sind, ist der Druck von außen.
Kann dein Kind schon sitzen? Sollte er nicht langsam mal krabbeln? Kann sie sich denn immer noch nicht drehen? Also meine Tochter konnte schon mit XY Jahren alleine Bobby Car fahren…
Das sind Sätze, die vermutlich jedes Elternteil schon einmal gehört hat und die gemeinsam mit den klassischen Vergleichen in Apps oder gar bei den „U- Untersuchungen“ schnell zu Verunsicherungen führen können. Wir, die betreuenden Fachkräfte der Großtagespflege Topophilia“, vertreten dieselbe Ansicht, wie Emmi Pikler die uns Eltern den Druck nehmen möchte
„Messen wir nicht die Entwicklung unseres eigenen Kindes am Kinde von anderen. Drängen wir es nicht. Damit helfen wir ihm nicht, Es ist nicht nur wichtig, dass ein Kind diese oder jene Entwicklungsphasenerreicht, sondern ebenso wichtig für seine Entwicklung ist, dass es selbstständig , mit seiner aktiven Mitwirkung zu den einzelnen Stufen seiner Entwicklung gelangt. Jeder Schritt, den das Kind selbstständig macht, erleichtert den nächsten.“
Im Rahmen der Pikler Pädagogik wird also jedes Entwicklungstempo akzeptiert. Probleme werden also Lernorte begriffen, in welches es eine Lösung zu finden gilt um mehr Zufriedenheit zu erlangen.
Die Grundpfeiler der Pikler Pädagogik

Förderung der Selbstwirksamkeit und Selbstsicherheit
„Die Absicht des Erwachsenen zu Helfen oder zu Fördern verhindert geradezu, dass das Kind die Initiative ergreifen kann bzw. erlaubt ihm nicht, das Angefangene selbstständig zu Ende zu führen. Ich helfe nur ein ganz klein wenig nach, mit dieser Einstellung kommt man dem Kind zu Hilfe und reicht ihm die Hand, damit das Aufstehen leichter gelingt. Diese Hilfe aber raubt dem Kind die Freude am selbstständigen Gelingen, raubt ihm das Gefühl seiner Wirksamkeit“
Die Pikler Pädagogik vertritt die Ansicht, dass ein Kind vor allem durch eine gelungene Bewegungsentwicklung (vgl. u) aktiv tätig werden muss um sein gesamtes Potenzial auszuschöpfen. Die Rolle der betreuenden Fachkräfte ist dabei entscheidend (Vgl. Rolle der Erzieherin) Sie und die Kinder befinden sich in einer Situation achtsamer Beobachtung und dem Rückhalt für das Kind, wie aber auch dem Vermeiden von Eingriffen um dem Kind das Lernen im eigenen Tempo zu ermöglichen. Das Kind handelt entsprechend seiner Bedürfnisse.
Wenn das Kind in den Reaktionen des Erwachsenen eine individuelle Antwort auf seine eigenen Äußerungen erkennt, entdeckt es auch, wie in einem Spiegel, seine eigene Wirksamkeit. Diese widerrum ist förderlich für die Motivationsentwicklung des Kindes (Vgl. Ausführungen von Albert Bandurra)
Der Grundsatz sollte lauten: Jedes Kind ist selbst in der Lage sich ohne aktive Hilfe von außen zu entwickeln. Dabei wird von uns jedes Entwicklungstempo des Kindes akzeptiert.
Bewusst erlebte und beziehungsvolle Pflegesituation
„Wir müssen unsere Kinder unsere Liebe fühlen lassen, indem wir sie gut versorgen.Nicht bloß theoretisch ‚gut‘, sondern so, dass dies ihnen persönlich entspricht. Um das Verwirlichen zu können, müssen wir das Kind vor allem gut beobachten, wir müssen unsere Kinder kennenlernen.
Und dafür benötigen wir vor allem eines… Zeit und Ruhe. In der Pikler Pädagogik wird den pflegerischen Tätigkeiten ein hoher Stellenwert zugeschrieben, in welchem die betreuenden Personen mit den Kindern liebevoll in Interaktion kommen können. Wie in der gesamten Pikler Pädagogik spielt auch die Partizipation und sprachliche Begleitung eine entscheidende Rolle, damit das Kind Achtung und Wertschätzung erlebt. Das Kind soll und darf mitentscheiden, wie die Tätigkeiten ausgeführt werden und erfährt, dass seine Wünsche wahrgenommen werden und ihre Berechtigung haben. So entsteht hier etwas absolut Zentrales: Eine stabile Bindung, in der dem Kind von Anfang an vermittelt wird, dass es wertvoll und wichtig ist!
Bewegungsentwicklung durch Eigentätigkeit
„Jedes Kind hat sein eigenes Zeitmaß der Entwicklung. Seine Autonomie, Individualität und Persönlichkeiten können sich entfalten, wenn es sich möglichst selbständig entwickeln darf.“
Für Emmi Pikler war bereits früh in ihrer Arbeit deutlich, dass die Bewegungsentwicklung auf alle anderen kindlichen Entwicklungsbereiche entscheidende Auswirkung hat. Deshalb ist es unbedingt nötig die Kinder in einer Umgebung zu fördern, in welchen sie ihren Bewegungsdrang ausleben können. Bei aller Eigentätigkeit ist es dennoch unverzichtbar, dass die Kinder den notwendigen Rückhalt und die Sicherheit durch die Betreuungspersonen erfahren. Diese Beziehung zwischen betreuender Person und Kind, geprägt von der Befriedung der Bedürfnisse nach sicherer emotionaler Bindung bei gleichzeitiger Entfaltungsmöglichkeit, gehören zu den existenziell notwendigen Entwicklungsvoraussetzungen.
Partizipation
„Kinder lernen am besten, wenn sie beteiligt sind!“
Emmi Pikler setzte in ihrem pädagogischen Ansatz auf Partizipation und ein aktives Miteinander in den Kindergruppen. Selbstverständlich orientiert sich dieses jeweils am Entwicklungsstand der Kinder. Dennoch ist es schon früh möglich die Umgebung (vgl hierzu Räumlichkeiten) so zu gestalten, dass die Kinder selbst handeln können. Einige Beispiele hierfür können, dass eigene Erreichen von Podesten, Spielmaterialen, dem Wickelbereich oder den Utensilien zum Zähne Putzen sein.
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